13:30 Uhr Deniz Utlu
Vaters Meer. Roman. Suhrkamp. Berlin, 1. Aug 2023
14:00 Uhr Sibylla Vričić Hausmann
meine Faust. Gedichte. kookbooks. Berlin, Sep 2022
14:30 Uhr Tommie Goerz
Im Tal. Roman. ars vivendi. Cadolzburg, Feb 2023
15:00 Uhr Angelika Klüssendorf
Risse. Roman. Piper. München, 31. Aug 2023
15:30 Uhr Michael Kleeberg
Dämmerung. Roman. Penguin. München, 30. Aug 2023
16:00 Uhr Sabrina Janesch
Sibir. Roman. Rowohlt. Hamburg, Jan. 2023
16:30 Uhr Raoul Schrott
Inventur des Sommers. Über das Abwesende. Gedichte. Hanser. München, Mrz 2023
17:00 Uhr Valeria Gordeev
Er putzt. Ingeborg-Bachmann-Preis 2023 (47. Tage der deutschsprachigen Literatur Klagenfurt 2023)
17:30 Uhr Nele Pollatschek
Kleine Probleme. Roman. Galiani Berlin, 7. Sep 2023
18:00 Uhr Ilija Trojanow
Tausend und ein Morgen. Roman. S. Fischer. Frankfurt a. M., 30. Aug 2023
Moderation: Maike Albath, Anne-Dore Krohn, Dirk Kruse, Hajo Steinert, Beate Tröger, Miriam Zeh
Haupt- und Nebenpodien Schlossgarten bzw. Redoutensaal, Bühnenhaus und Oberes Foyer: FM-Anlage für Hörgeschädigte – Ausleihe an der Information
„Die Inventur des Sommers“
„Dieses Buch hat mein Herz gebrochen und wieder zusammengeflickt“, sagt Fatma Aydemir über den Roman „Vaters Meer“ von Deniz Utlu. Yunus ist dreizehn Jahre alt, da erleidet sein Vater zwei Schlaganfälle und ist fortan nahezu vollständig gelähmt. Er kann nur noch über Augenbewegungen kommunizieren. Utlu zeichnet das warmherzige Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte oder auf Arabisch fluchte, der aus Mardin nahe der syrischen Grenze nach Istanbul ging, dort den Militärputsch miterlebte und schließlich mit einem Frachtschiff nach Deutschland kam (So, 13:30 Uhr).
Mit der Rolle von Müttern und Töchtern beschäftigt sich Sibylla Vričić Hausmann in ihrem neuen Gedichtband „meine Faust“. Ihre Lyrik und Kurzprosa sind fantasievolle Textgewebe, in denen verschiedene Sprechweisen entfaltet werden und Wut eine zentrale Rolle spielt. „ich wurde einmal geboren. doch ich war meinen Müttern nicht schön genug für die Liebe. meine Mütter schämten sich meiner. sie fürchteten um meine Zukunft. ohne Schönheit könnte meine Zukunft nicht schön sein. ich kratzte mich und meine Mütter waren schön. aber alterten schlecht.“ (So, 14:00 Uhr)
Mit Tommie Goerz tritt ein Local Hero auf die Bühne im Schlossgarten. Bislang mit herausragenden Kriminalromanen in Erscheinung getreten und mit den wichtigsten deutschen Preisen des Genres ausgezeichnet, veröffentlichte er nun einen Roman, der zwar spannend ist wie ein Kriminalroman, aber ganz ohne Kommissar auskommt. „Im Tal“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der zeit seines Lebens um sein Leben kämpft, doch nicht gewinnen kann – „Ein Jahrhundertroman“, so die Nürnberger Nachrichten (So, 14:30 Uhr).
Das Mädchen ist zurück: im Jahr 2011 stellte Angelika Klüssendorf in Erlangen ihren Erfolgsroman „Das Mädchen“ vor, 2018 mit „Jahre später“ den Abschluss ihrer autobiografisch grundierten Trilogie. In „Risse“ wird nun die Vorgeschichte erzählt. In zehn Geschichten entfaltet Klüssendorf ein Kinderleben in der DDR in den 1960ern und -70ern, geprägt von fehlender Geborgenheit und Sehnsucht (So, 15:00 Uhr).
Auch Michael Kleeberg arbeitet sich in einer Romantrilogie an einem ganzen Leben ab. Nach „Karlmann“ und „Vaterjahre“ erscheint drei Tage nach dem Poetenfest „Dämmerung“. Karlmann zieht darin die Zwischenbilanz eines eine ganze Epoche bundesrepublikanischer Geschichte repräsentierenden Lebens – mit süffisantem Eigensinn, frei von Sentimentalität und nach wie vor nicht willens klein beizugeben (So, 15:30 Uhr).
Furchterregend klingt das Wort, das der zehnjährige Josef Ambacher aufschnappt: „Sibirien“. Die Erwachsenen verwenden es für alles, was im fernen, fremden Osten liegt. In ihrem „großartigen, poetischen Roman“ (Süddeutsche Zeitung) „Sibir“ erzählt Sabrina Janesch die Geschichte zweier Kindheiten – in Zentralasien nach dem Zweiten Weltkrieg und fünfzig Jahre später in Norddeutschland. Dabei spannt sie einen Bogen, der unbekannte und bislang unerzählte Kapitel deutsch-russischer Geschichte miteinander verbindet (So, 16:00 Uhr).
Raoul Schrott arbeitet an den ganz großen Themen der Welt. Nach seinem Evolutions-Epos „Erste Erde“ bereitet er derzeit die Herausgabe einer Sammlung der Sternbilder aller Völker vor. Lockdown und Krieg haben große Lücken in unsere Gegenwart gerissen. In „Inventur des Sommers – Über das Abwesende“, ein Buch das „zwischen Lyrik und philosophischem Fragment schillert“ (Nürnberger Nachrichten) beschäftigt Schrott sich damit, wie sehr unser Denken, Handeln und Fühlen vom Abwesenden geprägt ist (So, 16:30 Uhr).
Ein junger Mann putzt, wischt und poliert die Wohnung mit einer ganzen Armee an hochwirksamen Chemikalien. Es sind Kleinigkeiten – Formulierungen oder einzelne Wörter – die beim Lesen stutzen lassen: Schrubbt hier jemand im Kleinen gegen die Verrohung, das Leid und die Gewalt in der gesamten Welt? Mit ihrem Text „Er putzt“ hat Valeria Gordeev in diesem Jahr den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Sie findet Wahrheit in der sorgfältigen Betrachtung des Alltags (So, 17:00 Uhr).
Auch bei Nele Pollatschek wird geputzt. Und was sonst am 31. Dezember noch so zu tun ist – Steuererklärung, Bett für die Tochter zusammenschrauben, Lebenswerk schreiben, mit dem Rauchen aufhören ... In „Kleine Probleme“ erzählt Pollatschek von Chaos und der Sehnsucht nach Ordnung, von perfekten Kindern und unperfekten Eltern, von kleinen Schrauben und großen Werken, und von der Schwierigkeit, sein Leben nicht auf später zu verschieben (So, 17:30 Uhr).
Zum Abschluss des 43. Erlanger Poetenfests im Schlossgarten betritt noch einmal ein literarisches Schwergewicht die Lesebühne: llija Trojanow ist ein Kosmopolit und ein großer Erzähler, der die Komplexität der Welt mit seiner Fabulierkunst zu durchdringen vermag. Sein 2006 veröffentlichter Roman „Der Weltensammler“ war ein Welterfolg. In seinem utopischen Roman „Tausend und ein Morgen“ reist die mutige Heldin Cya in fremde Welten. Inspiriert von der friedlichen und selbstbestimmten Gesellschaft der Zukunft, in der sie lebt, versucht sie, die Vergangenheit von ihren Fesseln zu befreien (So, 18:00 Uhr).