Ein Mann. Ein Haus. Ein Tag. Eine To-Do-Liste. Das sind die Koordinaten von Nele Pollatscheks neuem Roman, zwischen denen sie ein fulminantes Kammerspiel aufzieht. Der Mann heißt Lars, das Haus ist unaufgeräumt, und der Tag ist nicht nur der letzte des Jahres, sondern auch der einzige, der ihm noch bleibt, um endlich zu erledigen, was er schon lange erledigen wollte. Die Steuer zum Beispiel. Putzen. Mit dem Rauchen aufhören. Und natürlich das Lebenswerk. Nele Pollatschek, geboren 1988 in Berlin, hat in ihrem dritten Buch eine mitreißend lebensechte Figur erschaffen. Diesen 49-
jährigen Lars mit dem abgebrochenen Philosophiestudium und den großen Träumen (er möchte, schon seit vielen Jahren, das beste Buch der Welt schreiben), der kommt einem irgendwie bekannt vor. Scharfsinnig wie antriebslos, Vorstadtschluffi wie Lebensphilosoph, ein reflektierter Prokrastinierer und Möchtegern-Schriftsteller. Die zwei Kinder sind fast erwachsen, die Beziehung ist in die Jahre gekommen, und seine Lebensgefährtin Johanna hat ihn kürzlich verlassen. Er möchte sie zurückgewinnen. Aber dafür muss er das Haus aufräumen und sein Leben gleich mit. Eine tragikomische wie kluge Geschichte über die Liebe, die Ordnung, die Lebensmitte. Und: So originell und fantasievoll hat noch niemand beschrieben, wie ein Möbelhaus-Bett aufgebaut wird. (A.-D. K.)
Auszeichnungen u. a.: Friedrich-Hölderlin-Förderpreis (2017), Grimmelshausen-Förderpreis (2019), Stadtschreiberin Ansbach (2021).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „Das Unglück anderer Leute“, Roman, Galiani Berlin, 2016– „Dear Oxbridge. Liebesbrief an England“, Galiani Berlin, 2020
– „Kleine Probleme“, Roman, Galiani Berlin, September 2023