Was es bedeutet, Vater zu sein, und was, den Vater zu verlieren, davon handeln Nico Bleutges neue Gedichte. In „schlafbaum-variationen“ erzählt der Dichter traumwandlerisch über das Beginnen, über Sprache vor der Sprache und über das Verhältnis von Erinnerung und Präsenz. In diesem Jahr wurde er mit dem Jean-Paul-Preis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: „Bleutges Sprache ist fließend und voller Rhythmus, Bilder schieben sich ineinander, subtile Motive werden immer wieder neu variiert. Die Atmosphäre seiner Gedichte ist häufig schwebend, traumhaft und poetisch-fantastisch, sie zeigen die Welt – und auch ihre aktuellen politischen und wirtschaftlichen Phänomene – in ganz neuer Wahrnehmung.“
Der 1972 in München geborene Nico Bleutge gilt als einer der bedeutendsten Lyriker Deutschlands. Mit 15 schrieb er seine ersten Gedichte, die in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht wurden, ehe mit 34 Jahren sein erster Gedichtband „klare konturen“ erschien. Es folgten „fallstreifen“, „verdecktes gelände“ und „nachts leuchten die schiffe“. Oft sucht der Autor tagelang nach dem richtigen Wort, wie er in einem Interview bekannte. Nico Bleutge hat in Tübingen Germanistik, Rhetorik und Philosophie studiert und arbeitet als freier Literaturkritiker unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, den Tagesspiegel oder den Deutschlandfunk. Dass der Autor auch ein großer Lyrikkenner ist, beweist sein hervorragender Essayband „Drei Fliegen. Über Gedichte“. In jedem seiner Gedichtbände bedankt er sich für Anregungen durch Kolleginnen und Kollegen. In „schlafbaum-variationen“ etwa bei Elke Erb, Inger Christensen, Elizabeth Bishop und Thomas Kling bis hin zu Droste-Hülshoff, Hölderlin und Ovid. (D. K.)
Auszeichnungen u. a.: open mike der LiteraturWERKstatt Berlin (2001), Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis (2003), Aufenthaltsstipendium Künstlerdorf Schöppingen, Hermann-Lenz-Stipendium, Anna Seghers-Preis (2006), Stipendium Villa Aurora, Los Angeles (2008), Erich-Fried-Preis (2012), Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik (2016), Kranichsteiner Literaturpreis (2017), Hermann-Hesse-Stipendium der Stadt Calw (2021), Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds (2022), Jean-Paul-Preis, Düsseldorfer Literaturpreis (2023).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „nachts leuchten die schiffe“, Gedichte, C.H. Beck, München 2017
– „Den Wiederholungen folgen. Inger Christensens alfabet/alphabet“, Das Wunderhorn, Heidelberg 2020
– „Drei Fliegen. Über Gedichte“, C.H. Beck, München 2020
– „schlafbaum-variationen“, Gedichte, C.H. Beck, München 2023