Mit ihren Radikalübersetzungen „Twin Spin“ katapultierte Ulrike Draesner 2000 Shakespeares Sonette in das Zeitalter der Gentechnik. Es folgten Übersetzungen von Hilda Doolittle, Gertrude Stein und Louise Glück, lange bevor diese 2020 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Draesner sieht sich nicht in erster Linie als Übersetzerin. „Ich genieße den Luxus, nur zu übersetzen, was mich interessiert, weil es eine bestimmte Herausforderung für die Schriftstellerin in mir ist. [...] Das Übersetzen ist für mich eine Art Schärfung meines deutschen Instrumentariums.“ In der neuesten Ausgabe des Lyrikmagazins „Trimaran“ spricht Ulrike Draesner mit dem flämischen Theatermacher und Schriftsteller Peter Verhelst über Politik und Poesie, weibliche und männliche Blicke sowie die Prämissen des eigenen Schreibens und Übersetzens. (A. LS.)
In „Die Verwandelten“ erzählt Ulrike Draesner die Geschichten mehrerer Frauen, die alle durch Erfahrungen von Flucht, Gewalt und Krieg miteinander verbunden sind: eine nationalsozialistische Vorzeigemutter, eine Köchin, die lieber Frauen geliebt hätte, ein in einem Münchner Lebensbornheim geborenes Mädchen und eine alleinerziehende Anwältin in der Jetztzeit, die eine Wohnung in Wrocław erbt und so ihrer polnischen Familie näherkommt. Ihre Erlebnisse haben sie verwandelt, ihnen die Sprache genommen und doch ist da eine unsichtbare Kraft, die sie standhaft bleiben und sich neu erfinden lässt. Ulrike Draesner gibt den Frauen ihre Stimme zurück – mutig, humorvoll und stark.
Auszeichnungen u. a.: Stipendium des Künstlerhauses Edenkoben (2001), Preis der Literaturhäuser (2002), Droste-Preis der Stadt Meersburg (2006), Solothurner Literaturpreis (2010), Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik (2014), Nicolas-Born-Preis (2016), Stadtschreiberin von Helsinki (2017), Deutscher Preis für Nature Writing, Bayerischer Buchpreis (2020), Großer Preis des Deutschen Literaturfonds (2021).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „Doggerland“, Gedicht, Penguin, München 2021
– „hell & hörig“, Gedichte, Penguin, München 2022
– „Die Verwandelten“, Roman, Penguin, München 2023
Übersetzungen (zuletzt):
– Hilda Doolittle: „Hermetic Definition – Heimliche Deutung“, Urs Engeler, Basel 2006
– Louise Glück: „Averno“, Gedichte, Sammlung Luchterhand, München 2007, 2. Aufl. 2020
– Louise Glück: „Wilde Iris“, Gedichte, Sammlung Luchterhand, München 2008, Neuaufl. 2020
– Mary MacLane: „Ich. Aufzeichnungen aus meinem Menschenleben“, zus. mit M. Bonné, Reclam, Stuttgart 2021