Wer 1971 im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern aus Bulgarien flieht, über Zwischenstationen in Jugoslawien und Italien nach Deutschland kommt, in München politisches Asyl erhält, doch schon ein Jahr später mit der Familie nach Kenia weiter zieht, wo der Vater als Ingenieur eine Anstellung findet, wer seine Kindheit und Jugend vorrangig in Nairobi verbringt, sich in Paris verliebt, um endlich, von 1984 bis 1989, an der Maximilians-Universität in München zu studieren (Jura und Ethnologie), ehe er sich wieder nach Afrika aufmacht, der hat etwas zu erzählen. Erste Buchveröffentlichungen (seit 1993) widmete Ilija Trojanow abenteuerlichen Begegnungen mit Menschen und Riten, mit den politischen und naturverhafteten Gegebenheiten in Ostafrika. 1996 dann sein erster Roman, den er auch schon beim Erlanger Poetenfest vorstellte. Gerade dreißig Jahre alt, war es für ihn an der Zeit, über die Umstände der mitunter in einem italienischen Asylantenheim verbrachten Jahre des Exils zu erzählen. Die Größe der Welt blieb für ihn auch in den kommenden Jahren kein Hindernis, seinen Rucksack zu packen. Er marschierte zu Fuß durch Tansania, hielt sich an den Heiligen Quellen des Islams auf, pilgerte nach Mekka – und schrieb darüber. Sein 2006 veröffentlichter Roman „Der Weltensammler“ war ein Bestseller. Scharfzüngig fallen seine politischen Analysen zum Umgang mit den Gestrandeten in unserer „Wohlstandsgesellschaft“ aus. Seine Bücher wurden bisher in über 30 Sprachen übersetzt. In seinem neuen Roman „Tausend und ein Morgen“ nimmt er uns samt seiner Heldin mit auf eine atemberaubende Zeitreise in eine Epoche, in der die Russische Revolution für Zündstoff sorgte. (H. St.)
Auszeichnungen u. a.: Marburger Literaturpreis (1996), Adelbert-von-Chamisso-Preis (2000), Stipendium der Villa Aurora, Los Angeles, Preis der Leipziger Buchmesse (2006), Berliner Literaturpreis, Preis der Literaturhäuser (2009), Würth-Preis für Europäische Literatur (2010), Carl-Amery-Literaturpreis (2011), Heinrich-Böll-Preis (2017), Usedomer Literaturpreis (2018).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „Hilfe? Hilfe! Wege aus der globalen Krise“, zus. mit T. Gebauer, Fischer, Frankfurt a. M. 2018– „Gebrauchsanweisung fürs Reisen“, Piper, München 2018
– „Gedankenspiele über die Neugier“, Droschl, Graz 2020
– „Doppelte Spur“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2020
– „Tausend und ein Morgen“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M., August 2023