Was haben die Klimaaktivist:innen unserer Tage, die Ökologiebewegung und die Globalisierungskritik, die Utopie von der Gleichheit der Menschen in den Gesellschaften und die Suche nach alternativen Lebensmodellen mit Jean-Jacques Rousseau zu tun, dem berühmten Bürger von Genf am Vorabend der Französischen Revolution? Als Enfant terrible seiner Geistesepoche stellte er sich mit seinen kultur- und fortschrittskritischen Thesen frontal gegen eine Hauptlinie der europäischen Aufklärung und gegen einige ihrer wichtigsten Repräsentanten in Frankreich. Er forderte eine Rückbesinnung auf den „natürlichen Menschen“ und beklagte die Selbstentfremdung des Menschen in der Moderne sowie die Anmaßungen der modernen Vernunft. Rousseau schrieb eine einzigartige Verlustgeschichte des Fortschritts und mit seiner radikalen Zivilisations- und Fortschrittskritik schien er zugleich ein bedrückendes Szenario unserer Gegenwart zu antizipieren.
„Unser Rousseau“ liefert ein facettenreiches Porträt dieses unbequemen Denkers und Mahners und seiner Epoche. Mit ihren virulenten, noch heute gültigen und zum Teil uneingelösten Forderungen und Fragen wird die Aufklärung zugleich in einer langen Linie mit den Debatten in Verbindung gebracht, wie wir sie heute führen.
Sabine Appel: Unser Rousseau. Wie ein Genfer Uhrmachersohn die Aufklärung überwand und sie damit vollendete. Die Andere Bibliothek. Berlin, 2021
Lesung von Sabine Appel und Gespräch mit Thomas Grethlein
Freitag, 25.08.2023
19:00
Eintritt frei!